Dr. med. Claus Jung
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Nanofett
Die klassische Eigenfetttherapie ist seit mehr als einem Jahrzehnt fester Bestandteil unseres Behandlungsspektrums. Dabei werden zunächst körpereigene Fettzellen abgesaugt, um sie dann im Gesicht und/oder am Körper (z.B. Brust oder Gesäß) zu injizieren. Obwohl dabei das körpereigene Fett für den beabsichtigten Volumenaufbau nur in tiefere Schichten injiziert wird, fällt in den meisten Fällen einige Monate später ein beeindruckender Hautverjüngungseffekt auf. Die Haut über den Injektionsstellen wird allmählich deutlich glatter. Kleine Falten und Poren verschwinden. Die Haut wirkt aufgrund einer verbesserten Durchblutung rosiger und frischer. Hautschäden, wie z.B. Narben und Verbrennungen nach Unfällen und Operationen, werden allmählich flacher und verblassen.
Seit kurzem ist bekannt, dass diese Verbesserung der Hautqualität v.a. darauf beruht, dass das abgesaugte Fett neben Fettzellen auch eine sehr große Zahl an Stammzellen enthält. Diese adulten Stammzellen erfüllen im Körper wichtige Aufgaben bei der Geweberegeneration und -reparatur. Um beschädigte oder abgestorbene Zellen zu ersetzen, können sie sich unbegrenzt vermehren und sich in viele andere Zelltypen (z.B. Haut-, Gefäß-, Bindegewebszellen) umwandeln. Darüber hinaus verbessern Sie in der Haut die Gefäßversorgung und steigern die Kollagenproduktion.
Bei einer Nanofett-Behandlung werden diese wertvollen Stammzellen aus körpereigenem Fett vom Bauch oder den Oberschenkeln gewonnen und angereichert, um sie dann unter die Haut zu spritzen und dadurch das Hautbild gezielt zu verbessern. |
Anwendungsgebiete
Die Nanofett-Behandlung eignet sich v.a. für Fälle, in denen kein starker Volumenaufbau sondern nur eine Verbesserung der Hautqualität erwünscht ist, also z.B. bei feinen Fältchen um den Mund, an Wangen, Hals, Dekollete oder Handrücken sowie bei dunklen Augenringen. Darüber hinaus sind mit Nanofett auch hervorragend durch Unfälle, Operationen, Bestrahlung oder Verbrennung entstandene Narben und chronische Wunden oder Geschwüre behandelbar. Vielversprechend sind auch die Behandlungsergebnisse bei Dehnungsstreifen und bei der Regeneration von Nerven.
Vorbehandlung
Verzichten Sie bitte 2 Wochen vor der Behandlung auf die Einnahme Acetylsalicylsäure-haltiger Schmerzmittel wie z.B. Aspirin, Godamed, Togal-ASS oder Thomapyrin, um das Risiko von Blutergüssen zu minimieren.
Am Tag der Operation sollten Sie nicht nüchtern sein. Ein leichtes Frühstück oder Mittagessen ist erwünscht. Alkohol sollten Sie natürlich nicht zu sich genommen haben. Bringen Sie bitte zu dem Eingriff lockere und gut zu reinigende Kleidung (z.B. einen alten Jogginganzug) mit.
Behandlung
Behandlungsdauer: ca. eine Stunde
1. Entnahme von körpereigenem Fett
Wie bei einer Fettabsaugung wird das Eigenfett in örtlicher Betäubung über kleine Hautschnitte aus Stellen entnommen, deren Kontur sich dadurch ggf. verbessern kann, ohne dass Dellen entstehen. Dies geschieht in der Regel aus dem Unterbauch, den Hüften oder den Oberschenkelinnenseiten. Um möglichst viele Stammzellen abzusaugen, werden dazu im Gegensatz zur klassischen Eigenfetttherapie sehr feine Mikrokanülen verwendet, deren Öffnungen nur maximal 1mm groß sind. Mit einem deutlich geringeren Vakuum werden nur die sehr oberflächlichen Fettschichten abgesaugt.
2. Aufbereitung des Nanofetts
Das entnommene Fettgewebe wird durch einen speziellen Prozess so verfeinert, dass es Nanogröße erreicht. Dazu wird das entnommene Gewebe durch ein Hin- und Herschieben zwischen zwei Spritzen, die über einen speziellen Konnektor miteinander verbunden sind, solange emulgiert, bis der Spritzeninhalt seine gelbliche Farbe verliert und weiß erscheint. Anschließend werden die größeren Restpartikel mit Hilfe eines superfeinen Filters entfernt.
3. Injektion des Nanofetts
Diese zerstörte Fett-Flüssigkeit, das sogenannte Nanofett, enthält dann keine reifen Fettzellen mehr, ist aber reich an wachstumsfördernden Molekülen und Stammzellen mit sehr feinen, spezialgeformten Einmal-Injektionskanülen, die eine stumpfe gewebeschonende Kanülenspitze aufweisen, flächenhaft und sehr oberflächlich unter die Haut injiziert.
Kombination mit PRP
Um das Ergebnis zu optimieren, ist evtl. eine zeitgleiche Behandlung mit körpereigenen Wachstumsfaktoren sinnvoll. Dazu werden Ihnen zunächst 20ml Blut abgenommen, aus denen dann das sogenannte Plättchen-reiche Plasma (PRP), das sehr reich an Wachstumsfaktoren ist, gewonnen wird. Das PRP wird Ihnen dann direkt nach der Nanofettbehandlung oberflächlich in die Haut injiziert. Das Mischen von Nanofett und PRP ist leider rechtlich nicht erlaubt, da dies dann rechtlich als Medikament eingestuft werden würde, und für jeden Einzelfall eine Zulassung beantragt werden müsste.
Nachbehandlung
Das Behandlungsareal sollte nach der Behandlung für 30 bis 60 Minuten mit kühlschrankkalten Kompressen gekühlt werden, um Rötungen und Schwellungen zu vermindern. Direkt nach der Behandlung ist eine gründliche Massage der behandelten Areale wichtig, um das injzierte Nanofett gleichmäßig zu verteilen. Im Falle von Blutergüssen oder Schwellungen sollten Sie abschwellende Enzympräparate (Bromelain) oder Schmerzmittel (Voltaren oder Ibuprofen) einnehmen. Da das Auftragen eines Make-Ups sofort nach der Behandlung erlaubt ist, können Sie in der Regel sofort nach der Behandlung wieder Ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen. Solange die Schwellungen noch nicht abgeklungen sind, sollte die behandelte Haut vor Hitze, Kälte und Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Behandlungsergebnis
Die Verbesserung der Hautqualität ist frühestens 2-3 Monate nach der Injektion sichtbar. Das Endresultat wird erst nach ca. 6 Monaten erreicht. Die Zellen, die bis dahin überlebt haben, bleiben für Jahre in der Haut und verbessern die Hautqualität signifikant und im Gegensatz zur Injektion mit anderen Füllmaterialien dauerhaft.
Risiken und Nebenwirkungen
Durch die Verwendung von stumpfen Absaug- und Injektionskanülen ist das Risiko von Nerven- und Gefäßschädigungen minimiert. An den Injektionsstellen kann es aber als natürliche Folge auf die Heilungsprozesse vorübergehend zu geringgradigen Rötungen und Schwellungen kommen, die in den meisten Fällen innerhalb von wenigen Tagen vollständig abklingen, ggtl. aber auch bis zu zwei Wochen oder länger anhalten. Sollte es v.a. bei Behandlungen um die Augen oder am Kinn zu Blutergüssen kommen, dürfen Sie diese aber sofort mit Make-Up abdecken.
An den Entnahmestellen des Fetts kommt es häufig zu vorübergehenden druckschmerzhaften Blutergüssen, Schwellungen oder einem vorübergehenden Taubheitsgefühl.
Gegenanzeigen
Es gibt nur wenige Gründe, die es eventuell verbieten, eine Entnahme von Eigenfett in örtlicher Betäubung vorzunehmen: Allergien auf örtliche Betäubungsmittel, Schwangerschaft/Stillzeit, schwere Infektionskrankheiten, Gerinnungsstörungen, schwere Erkrankungen der inneren Organe, v.a. an Herz und Nieren, Pannikulitiden (generalisierte Entzündung des Fettgewebes), sowie ein Glukose-6-Phoshat-Dehydrogenase-Mangel. Der Einsatz von Nanofett setzt im Unterschied zu anderen Materialien die Möglichkeit einer operativen Gewinnung beim jeweiligen Patienten voraus. Falls an den typischen Stellen (Hüften, Bauch, Oberschenkel) keine Fettpolster vorhanden sind, muss zur Auffüllung von Volumendefekten ggf. auf andere synthetische Materialien, wie Hyaluronsäure‚ zurückgegriffen werden. Je nach Größe des Behandlungsareals werden aber für die Nanofettbehandlung in der Regel nur 20-30 ml abgesaugtes Fett benötigt, die eigentlich immer irgendwo vorhanden sind.
Im Falle einer akuten oder chronischen Hautentzündung in der Nähe des zu behandelnden Gesichtsbereiches sollte die Injektion von Nanofett auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Behandlungspreise
Die Kosten für eine Nanofettbehandlung liegen bei 1000,- Euro. Diese Summe beinhaltet die Gewinnung des Eigenfetts, die anschließende Herstellung und einmalige Injektion der Nanofett-Suspension unter die Haut. Kann das Fett im Rahmen einer größeren Fettabsaugung gewonnen werden, verringern sich dadurch die Kosten für die Nanofettbehandlung auf 500,- Euro.